Erfüllter Ruhestand – Hier gibt’s Ideen
Wer in den Ruhestand tritt, ist froh, dem engen Terminplan, den beruflichen Pflichten und dem Leistungsdruck entgangen zu sein. Zuerst fühlt es sich an wie Urlaub: Man hat Zeit, genüsslich zu frühstücken, ausgiebig die Zeitung zu lesen, einen Spaziergang zu machen und den neuen Tag auf sich zukommen zu lassen. Doch meist dauert es nicht lange und eine neue Regsamkeit macht sich breit. In Haus und Garten muss renoviert und erneuert werden, wofür nie Zeit war. Das füllt aus. Irgendwann aber ist alles erledigt. Es gibt es keine wackeligen Stühle mehr, die letzte Schublade ist aufgeräumt, nirgends mehr fehlt ein Nagel. Dann stellt sich die Frage: Was mache ich mit meiner Zeit?
Gut, wenn Sie sich schon vor dem Eintritt ins Rentnerleben darüber Gedanken gemacht und erste Weichen gestellt haben. Wenn nicht, dann ist es jetzt trotzdem noch nicht zu spät. Allerdings sollten Sie nicht allzu lange damit warten und einem Schlendrian verfallen, indem Sie die Zeit totschlagen mit hohem Fernsehkonsum und Kreuzworträtseln. Wieder in Schwung zu kommen, ist weitaus schwieriger, als in Schwung zu bleiben.
Nutzen Sie diese geschenkte Lebenszeit, die kommenden Jahre der körperlichen und geistigen Fitness. Setzen Sie sich Ziele, finden Sie heraus, was Sie morgens aus den Federn treibt. Probieren Sie verschiedenes aus und entscheiden Sie sich dann. Sobald Sie einen Sinn in Ihrem Tun erkennen, werden Sie stabiler, ausgeglichener und glücklicher sein. Ziele und Pläne, das Gefühl von Gebrauchtwerden und Dazugehören sind die besten Mittel gegen Altersdepression. Es liegt an Ihnen.
Ganz gleich, ob Sie für sich selbst etwas tun wollen oder sich für andere engagieren, es gibt sehr viele Möglichkeiten, aus denen Sie das Passende auswählen können. Meist können Sie auf entsprechende Angebote zurückgreifen, manchmal braucht es etwas mehr Initiative, weil Sie Neues etablieren möchten.
Gehen Sie es an!
- sich in ein unbekanntes Fachgebiet einarbeiten, z.B. in Astronomie, Höhlenforschung oder Kunstgeschichte und sich mit anderen austauschen
- ein neues Hobby erlernen, z.B. Modellbau, Fotografie, Pflanzenzucht, Saxophon spielen
- sich einer Hobbygruppe anschließen, z.B. Chor, Laientheater, Erzählkreis, englische Konversation…
- ein Seniorenstudium machen oder Volkshochschulkurse besuchen
- eine Sprache lernen als Vorbereitung auf einen Urlaub
- ein Computerprogramm lernen und anwenden z.B. Fotos bearbeiten, Comics auf dem Tablet zeichnen
- die Lebensgeschichte oder Familiengeschichte aufschreiben
- Familienrezepte zusammenstellen
- den Garten umgestalten, z.B. pflegeleichter machen oder Pflanzen züchten
- Reisen (für Senioren) machen – allein oder mit entsprechenden Reiseanbietern
- unbekannte Wanderwege erkunden, mit und ohne Führung
- Pilgern
- eine Auszeit im Kloster nehmen
- den Freundeskreis aktivieren und Freunde besuchen
- das Klassentreffen organisieren
- einen Jour fix anberaumen und Menschen zu sich einladen oder an einem neutralen Ort treffen
- einen Kreativurlaub buchen
- einem Verein beitreten
- ein Netzwerk mit Gleichgesinnten gründen
- Lernpate werden und Schülern den Weg ins Berufsleben erleichtern
- Hausaufgabenbetreuung anbieten
- Vorleserin werden im Kindergarten, in der Grundschule oder Ihrer örtlichen Bücherei
- Leihoma, Leihopa werden
- als Zeitzeuge bei einer Ausstellung oder Publikation mitarbeiten
- sich als Schulmediator engagieren
- Seniorpartner sein für Jungunternehmer und das berufliche Wissen einbringen
- Mentor/ Mentorin werden für junge Führungskräfte
- den Generationendialog in Gang bringen, z.B. über die Gemeinde oder in der Kirche
- sich für ein Projekt des Entwicklungsdienstes melden
- als Senior Expert in fernen Ländern zur Verfügung stehen
- als Stadtführerin arbeiten
- sich in einer kommunalen oder kirchlichen Bücherei, an Gedenkstätten oder in Museen einbringen
- beim Seniorenrat der Stadt aktiv werden
- ehrenamtlich in der Schuldnerberatung mitarbeiten
- in einem Sportverein, einer politischen Partei, einer Bürgerbewegung mitarbeiten
- im Naturschutz Gruppen betreuen
- in einer Umweltorganisation an Projekten mitarbeiten
- im Tierschutz aktiv werden
- in einer der Kirchen mithelfen
- bei sozialen Einrichtungen wie Caritas, dem Roten Kreuz zur Verfügung stehen
- in einem Frauenhaus als Gesprächspartnerin sein
- sich in der Nachbarschaftshilfe engagieren
- Obdachlose betreuen
- mit Briefen Kontakt zu Gefangenen halten
- Entlassenen zur Seite stehen und die Wiedereingliederung unterstützen
- Besuchsdienst im Krankenhaus machen
- bei der Tafel mithelfen (Lebensmittel besorgen, ausgeben)
- bei der Telefonseelsorge Dienst machen
- bei der Bahnhofsmission stundenweise helfen
- in einem Hospiz mit betreuen
- in einem Altenheim vorlesen, zum Spaziergang einladen, zuhören
- Deutschunterricht für Migranten geben und ihnen bei der Integration helfen.
Schafft Euch ein Nebenamt, ein unscheinbares, womöglich ein geheimes Nebenamt. Tut die Augen auf und sucht, wo ein Mensch ein bisschen Zeit, ein bisschen Teilnahme, ein bisschen Gesellschaft, ein bisschen Fürsorge braucht. Vielleicht ist es ein Einsamer, ein Verbitterter, ein Kranker, ein Ungeschickter, für den du da sein kannst. Vielleicht ist es ein Greis, vielleicht ist es ein Kind. Wer kann die Verwendungen alle aufzählen, die das kostbare Betriebskapital, Mensch genannt, haben kann! An ihm fehlt es an allen Ecken und Enden! Darum suche, ob sich nicht eine Anlage für dein Menschtum findet, lass dich nicht abschrecken, wenn du warten und experimentieren musst. Auch auf Enttäuschungen sei gefasst. Aber lass dir ein Nebenamt, indem du dich als Mensch am Menschen verausgabst, nicht entgehen. Es ist dir eines bestimmt, wenn du nur richtig willst.
Albert Schweitzer
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