von Ursula Kraemer | Mai 30, 2022 | Beruf, Lebensgestaltung
Berufliche Neuorientierung: Es ist zu spät, um dem Leben eine Wendung zu geben. Auch wenn du über 50 bist, kannst du es wagen.
Es ist zu spät, um dem Leben eine Wendung zu geben. Wenn du über 50 bist, kommt dein berufliches Leben vielleicht ins Wanken. Du bist nicht mehr zufrieden, mit dem, was du tust. Es füllt dich nicht mehr aus, du siehst keinen Sinn mehr darin. Und doch denkst du: „Es ist zu spät, etwas Neues anzufangen.“
Auf der anderen Seite kann es sein, dass dein Arbeitgeber ein Programm startet, um deine Altersgruppe möglichst bald aus dem Erwerbsleben zu verabschieden. Deine Gedanken dazu: „Es ist zu spät, ich werde nichts mehr finden, mich braucht keiner mehr.“ Das ist sehr schade, denn du verfügst über einen großen Fundus an Wissen und Erfahrung. Und genau daraus lässt sich etwas machen.
Die dritte Variante ist ein Arbeitsplatz, der dir zwar gefällt und an dem du gerne bleiben möchtest, an dem du aber immer wieder mit unliebsamen Situationen konfrontiert wirst, die dir das Leben schwer machen. Und du denkst: „Es ist zu spät, das noch zu ändern.“
Eine erste Übung:
Lass dich von den Unkenrufen aus dem Umfeld und deinen eigenen negativen Gedanken nicht runterziehen.
Beantworte für dich folgende Fragen, spontan und aus dem Bauch heraus:
- Wenn es nicht zu spät wäre, würde ich…
- Wenn es nicht zu spät wäre, würde ich…
- Wenn es nicht zu spät wäre, würde ich…
- Wenn es nicht zu spät wäre, würde ich…
- Wenn es nicht zu spät wäre, würde ich…
Kommst du dir auf die Schliche? Welche Glaubenssätze hast du verinnerlicht? Woran hindern sie dich?
Wie alt wirst du sein, wenn du deinen beruflichen Neustart gewagt und geschafft hast? Genauso also alt, wie wenn du es nicht in Angriff nimmst.
Es wäre doch ärgerlich, wenn du in fünf oder zehn Jahren erkennen müsstest: „Hätte ich damals doch…?“
Die zweite Übung:
Deshalb formuliere deine Sätze um, auch wenn du im Augenblick noch nicht weißt, wie du es schaffen kannst. Alleine die Vorstellung, es sei möglich, öffnet dir den Blick für Vorbilder, Möglichkeiten und Angebote, Informationen, Hilfen, Ideen.
- Es ist nicht zu spät, um…
- Es ist nicht zu spät, um…
- Es ist nicht zu spät, um…
- Es ist nicht zu spät, um…
- Es ist nicht zu spät, um…
Dein Perspektivenwechsel ist der erste Schritt zu einer positiven Wendung. Erlaube dir, neue Wege zu gehen, unabhängig davon, wie dein Umfeld darüber denkt. Wobei ich dir den Rat geben möchte, mit Kritikern und Skeptikern nicht darüber zu sprechen, was du vorhast.
Hier ein weiterer Artikel: Mach was aus deinem Leben
Mehr findest du in meinem Archiv
von Ursula Kraemer | Feb 26, 2018 | Lebensgestaltung
Raus aus dem Trott. Bei vielen Menschen scheicht sich allzu viel Routine ein. Alles ist gleich. Das kann man ändern.
In jungen Jahren steht uns die Welt offen, ob Beruf, Partner, Wohnort, Familie: Wir haben die Wahl. Mit jeder Entscheidung kommt unser Leben eine ruhigere Bahn. Aber leider schleicht sich bei vielen Menschen auch allzu viel Routine ein. Es gibt kaum noch Überraschungen. Geburtstage und Weihnachten werden auf die immer gleiche Weise gefeiert, man kennt den Urlaubsort und wählt im Restaurant stets die bekannten Speisen.
In manchen Dingen ist Routine praktisch und sinnvoll, denn wer wollte schon beim Aufstehen jedes Mal überlegen müssen, in welcher Reihenfolge die Morgentoilette erfolgen soll oder welcher Weg zur Arbeit an diesem Tag sinnvoll ist? Doch irgendwann schlägt die Routine in Alltagstrott um. Wenn alles vorhersehbar ist, wird es langweilig. Das Leben hat keinen Kick mehr, Beziehungen erstarren und die Laune ist im Keller. Es würde also gut tun, mal etwas Neues auszuprobieren.
Es gibt Gründe, warum wir an alten Gewohnheiten festhalten
- Routine gibt Sicherheit und ist bequem. Wir müssen nicht stets neu entscheiden, was wir wollen, sondern können bequem beim Altgewohnten bleiben.
- Wir brauchen kein Risiko einzugehen und sondern kennen das Ergebnis und wissen deshalb, dass es funktioniert. Es gibt kein Scheitern und keine Angst.
- Das Altbewährte läuft automatisch ab, wir brauchen dafür kaum Energie und Konzentration, wir müssen uns nicht anstrengen.
- Wir wollen das Leben, wie wir es uns eingerichtet haben, nicht in Frage stellen. Wir müssten uns sonst womöglich eingestehen, dass das, was früher einmal gut und richtig war, heute nicht mehr passt und ein Loslassen angesagt wäre.
- Wenn wir im Laufe unseres Lebens auch kleine Veränderungen nicht gewagt haben, wird es mit den Jahren immer schwieriger, weil wir das Vertrauen verloren haben, mit Neuem umgehen zu können.
Ein paar Fragen zur Selbsterkenntnis:
Wann haben Sie zum letzten Mal etwas Neues ausprobiert?
Was würden schon lange einmal tun, haben es bis jetzt aber nicht gewagt?
In welchem Lebensbereich empfinden Sie die Langeweile ganz besonders?
Was wäre, wenn Sie etwas Neues wagten?
Wir können nur gewinnen, wenn wir dem Alltagstrott entfliehen und Neues wagen
- Wir entwickeln uns persönlich weiter, erfahren, was in uns steckt und wie wir es ausdrücken können.
- Unser Leben, unsere Beziehungen werden wird farbiger, unterhaltsamer, voller Freude.
- Wir können das Neue mit Altem verbinden und kommen so zu ganz anderen Ideen. Wir merken, wie unsere Kreativität wächst.
- Wir werden selbstbewusster. Neue Entwicklungen verlieren ihren Schrecken, weil wir gelernt haben, dass wir sie meistern können.
- Wenn wir im Kleinen beginnen und Neues ausprobieren, finden wir den Mut, auch größere Veränderungen in unserem Leben zu wagen, weil unser Selbstvertrauen steigt.
Kleine Schritte bewirken viel
Die Bereitschaft zur Veränderung können wir mit einem Muskel vergleichen. Je mehr wir ausprobieren, desto mutiger werden wir. Wenn wir den Veränderungsmuskel trainieren und sei es nur in kleinen Einheiten, wird er wachsen und zu mehr Leistung in der Lage sein. Für kleine Schritte braucht es keinen großen Mut, zumal, wenn es sich um Dinge des täglichen Lebens handelt. Wir dürfen etwas ausprobieren und danach entscheiden, ob es Spaß macht und unser Leben bereichert. Wenn nicht, war es ein Versuch. Unser Muskel wurde aber auf jeden Fall trainiert und versetzt uns so in die Lage, große Entscheidungen in unserem Leben anzugehen.
Wenn Sie nur dann etwas Neues wagen, wenn Sie sicher sein können, dass es hundertprozentig klappt, werden Sie immer in den altgewohnten Bahnen bleiben.
Zur Übung hier ein paar Ideen:
- Probieren Sie neue Rezepte aus
- Wählen Sie einen anderen Urlaubsort
- Lernen Sie neue Menschen kennen
- Kleiden Sie sich mal in einem anderen Stil
- Ändern Sie Ihre Frisur
- Stellen Sie die Möbel umstellen oder vertauschen Sie Räume
- Suchen Sie einen Ort auf, an dem Sie noch nie waren
- Besuchen Sie ein neues Lokal
- Nehmen sie an einer Veranstaltung teil, die Sie bisher nicht beachtet haben
- Nutzen Sie die Schnupperangebote von Vereinen, Musikschulen, Gruppen
- Wechseln Sie mal den gewohnten Fernsehsender
- Probieren Sie ein Hobby, eine neue Sportart ausprobieren
- Beschäftigen Sie sich mit einem neuen Thema
Viel Spaß!
Foto Pixabay Pitsch
von Ursula Kraemer | Apr 21, 2013 | Lebensgestaltung, Ruhestand
Die einen freuen sich auf diesen Tag und können es kaum erwarten. Andere stecken den Kopf in den Sand und tun so, als ob alles immer so weiter ginge. Und wieder anderen ist bewusst, dass neue Zeiten anbrechen werden, und sie fürchten sich davor. Dabei wäre es gut, wenn sich alle rechtzeitig die Frage stellen würden: Wer bin ich, wenn ich nicht mehr arbeite?
Wenn das Arbeitsleben endet, fallen viele Faktoren weg, die das Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein über Jahre hinweg gestärkt haben. Die Anerkennung, wenn man mit anspruchsvollen neuen Projekten und Aufgaben betraut wurde. Die Bestätigung, wenn Kollegen um Rat fragten. Der Respekt, den Kunden und Lieferanten entgegenbrachten, und nicht zuletzt das regelmäßige Einkommen, dasman als Gegenwert für die erbrachte Arbeit ansehen konnte.
Auch wenn beim Abschied in den Ruhestand die lieben Kollegen auffordern, in Kontakt zu bleiben, stellt man schnell fest, dass man von nun an einer anderen Welt angehört, einer, die man selbst gestalten darf und auch muss.
Eine eigene Zeitstruktur finden
Zunächst ist es verlockend, wenn der Wecker schweigt und keine Termine mehr den Tag zerstückeln. Man kann das Frühstück ausdehnen und sich ausgiebig Zeit nehmen für die Lektüre der Zeitung. Doch unversehens schleicht sich ein Schlendrian an. Die Stunden vergehen und am Ende des Tages fragt man sich, wo sie geblieben sind.
Jetzt ist es an der Zeit, sich eine eigene Tagesstruktur zu schaffen. Wann ungefähr wird man aufstehen, wann finden die Mahlzeiten statt, welche Fixpunkte in der Woche gibt es? Wann nimmt man sich Zeit für Sport oder Besuche, für den Sprachkurs, die Korrespondenz oder die Telefonate mit Freunden, Kindern oder Verwandten?
Die Rollen in der Partnerschaft klären
Ganz gleich, ob nur einer der Partner berufstätig war oder beide – die bisherige Aufteilung von Pflichten im Haushalt sollte nun neu besprochen werden. Setzen Sie sich zusammen und listen Sie auf, welche Arbeiten wann anstehen und wer von nun an dafür zuständig sein soll. Dies braucht keine feste Einteilung zu sein, sondern kann durchaus auch wechseln. Wenn sie mittags vom Yoga kommt, könnte er z.B. das Essen zubereitet haben. Oder Sie vereinbaren, den Wochenputz gemeinsam zu machen, um dann freie Zeit für Unternehmungen zu haben.
Weitermachen in neuer Form
Wer mit großer Motivation und Zufriedenheit im Beruf aktiv war, möchte meist den Fuß nicht ganz aus der Tür nehmen, sondern sich noch in irgendeiner Form weiter einbringen. Dies könnte ein freiberufliches Engagement sein, man könnte sich dem Senior Experten Service anschließen, Vorträge und Workshops halten oder schreiben.
In bekannten Gefilden zu bleiben ist ein sicherer Weg, denn Sie können das tun, was Sie schon immer gemacht haben. Vielleicht ist nun auch der Moment gekommen, den Arbeitsthemen endgültig Lebewohl zu sagen und etwas Neues auszuprobieren.
Unbekanntes wagen
Alte Träume mussten laufenden Verpflichtungen weichen, für sie war keine Zeit, aber oft auch keine Energie mehr. Graben Sie nach solchen Schätzen. Erinnern Sie sich, was Sie früher gerne getan haben oder an das, wovon Sie immer sagten, wenn ich mal Zeit habe…Vielleicht lässt sich Ihr Traum in Ihrem jetzigen Alter nicht mehr zu 100% umsetzen. Aber zu einem Teil bestimmt noch. Schauen Sie nicht nach den Problemen, sondern suchen Sie Wege, damit Sie später nicht sagen müssen, ich hätte es tun sollen.
Möchten Sie wissen, was noch in Ihnen steckt? Dann gehen Sie es an! Gönnen Sie sich ein Versuchsstadium. Sie gehen noch keine dauerhafte Verpflichtung ein, wenn Sie sich mit neuen Themen, anderen Ländern und Kulturen beschäftigen. Entscheiden Sie erst nach einer Weile, ob Sie dauerhaft Interesse daran haben. Aber bleiben Sie neugierig, auf andere Standpunkte, auf unbekanntes Terrain.
Lockende Ziele finden
Wer keine Ziele mehr im Leben hat, verkümmert. Es muss etwas geben, wofür es sich aufzustehen lohnt und was dem Leben Sinn gibt. Besonders schön ist es, wenn Sie etwas gefunden haben, dessen Ergebnis sie in den Händen halten können: Selbstgezogene Gurken aus dem eigenen Garten, ein kleines Büchlein, in dem Sie Familiengeschichten niedergeschrieben haben, selbstgenähte Kleidung. Oder etwas, was anderen Freude macht: Der Übermut des Hundes, den Sie aus dem Tierheim zum Spaziergang abholen oder das zärtliche Schmusen Ihrer Enkelin, wenn Sie ihr ein Buch vorlesen.
Freunde versammeln
Enge berufliche Zeitpläne, Schichtarbeit und wechselnde Einsatzorte tragen dazu bei, dass der Freundeskreis immer kleiner wird und auch familiäre Kontakte nicht mehr gepflegt wurden.
Der leichteste Schritt ist, alte Beziehungen wieder aufzunehmen und wiederzubeleben. Da auch diese Personen häufig schon im Ruhestand sind oder kurz davorstehen, werden Sie offene Türen finden. Nicht immer aber stimmen die Interessen noch überein, doch ist es ein Versuch wert, dies herauszufinden, Aber vielleicht sind sogar Freunde dabei, die sich für gemeinsame neue Aktivitäten oder regelmäßige Treffen gewinnen lassen. Oder Sie finden neue, wenn Sie einem Verein beitreten, einen Tanzkurs machen oder sich bei der Bürgerbewegung in Ihrem Viertel einbringen.
Vorbereitung und Übergang
Es ist gut, sich eine Zeit der Vorbereitung und des Übergangs zu gönnen. Wichtig dabei aber ist, die Auseinandersetzung mit den oben stehenden Fragen aktiv zu betreiben und sich nicht darauf verlassen, dass sich die Dinge schon irgendwie regeln werden.
Viele Rentner beklagen sich darüber, keine Zeit für eigene Interessen und Bedürfnisse zu haben. Immer sei etwas zu tun. Doch die Chance des Ruhestands besteht darin, endlich auf die eigene Stimme zu hören und das Leben frei von Zwängen und äußeren Anforderungen so zu gestalten, wie man es für richtig hält. Entsprechende Bücher können Ihnen ebenso Anregungen wie Tipps von aktiven Ruheständlern. Es gilt, die kommenden noch guten Jahre zu nutzen und die Zeit nicht einfach verstreichen zu lassen. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Foto: Pixabay RitaE
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von Ursula Kraemer | Okt 21, 2011 | Lebensgestaltung
Für die einen ist die Lebensphase nach 50 geprägt vom Gedanken, in Zukunft weniger zu arbeiten und das Leben zu genießen, die anderen wenden sich neuen Projekten zu und sind mit Elan bei der Sache. Und wieder andere spüren ein Nachlassen der Kraft, brauchen Zeiten der Ruhe und sind besorgt, wie es weitergeht. Je nachdem, wo wir stehen, löst der Satzanfang: “Älter werden ist wie… ” andere Assoziationen aus.
Die Teilnehmerinnen meines neuen Seminars “Frauen 55plus – mitten im Leben” haben folgende Ideen zusammengetragen:
Älter werden ist wie…
ein Rosenstock,
der nach dem Frost
zwar keine Blätter mehr hat,
aber noch ein paar
ganz besonders schöne Blüten.
Älter werden ist wie…
eine vielseitige Reise.
Butter bei die Fische.
Älter werden ist wie…
schwimmend den Atlantik zu überqueren.
einen Sonntag im Herbst genießen
und reife Früchte vom Baum pflücken.
durch Erfahrung reicher werden.
Älter werden ist wie…
reife Trauben am Weinstock.
das Einbringen der Heuernte.
die Ernte der Früchte.
spontan verreisen.
aufatmen.
um Rat gefragt werden.
Älter werden ist wie…
ein Schaumbad:
manche Seifenblase zerplatzt,
ein wohliges Gefühl breitet sich aus,
viele Anspannungen lösen sich.
Älter werden ist wie…
ein Neustart.
ganz natürlich.
sich nochmals entdecken.
mehr haben.
weitergeben wollen.
toleranter, reifer, liebevoller und manchmal auch kindischer sein.
Älter werden ist wie…
mehr Leben.
eine spannende Reise.
ein Abenteuer.
ein Blick aus dem Fenster ins Abendrot.
Abschied in Raten.
langsam sterben.
Älter werden ist wie…
Wie würden SIE diesen Satz vollenden?
Wer sich noch nicht richtig in diese Lebensphase einfühlen kann, dem sei folgender Artikel empfohlen: Erfüllter Ruhestand
von Ursula Kraemer | Mrz 15, 2011 | Lebensgestaltung
Altwerden – Eine Sache der Einstellung. Wir können eine Menge tun, um auch in späteren Jahren noch fit und aktiv zu sein. Über allem aber steht die Einstellung es Einzelnen zu seinem Lebensalter und den damit verbundenen Erwartungen. In meinem Bekanntenkreis gibt es 50jährige, die, wenn sie etwas vergessen haben, sofort an altersbedingte Vergesslichkeit denken.
Medienberichte und Unternehmensdenke tragen viel dazu bei, Klischees über das Altwerden zu zementieren. Wer in der Wirtschaft sich an die Zielgruppe 50plus wendet, führt ein barrierefreies Wohnen, ein höher gestelltes Bett, ein Handy mit wenigen Funktionen an…und wundert sich dann, wenn viele der ‘Silver Ager’ sich nicht angesprochen fühlen. Wenn ich mich in meiner Nachbarschaft umschaue, hat bisher niemand nach diesen Empfehlungen gehandelt: Links ein Achtzigjähriger, der sich letztes Jahr eine Spaltmaschine angeschafft hat und den ganzen Sommer sein Brennholz für den Winter richtet. Rechts ein über 80jähriger, der an seinem Computer Musik bearbeitet. Und schließlich der 97jährige, den ich vor kurzem interviewen durfte und der an vielen gesellschaftlichen Events teilnimmt, Emails versendet und im Internet surft.
Mein Nachbar, der mit 90 Jahren mir ein Rankgerüst für die Reben im Garten gebaut hat. Um die unteren Schrauben zu befestigen, legte er sich auf den Bauch. Beim Aufstehen musste ich ihm zwar helfen, doch staunte ich, dass er sich das noch zumuten wollte. Eine Nachbarin, ebenfalls 90 geworden, macht jeden Tag einen Spaziergang und fährt noch mit dem Auto, um ihre Freundin zu besuchen und Einkäufe zu erledigen.
Wiir wissen nicht, welcheS Schicksal uns ereilt, doch wir dürfen nicht automatisch davon ausgehen, dass wir mehr und mehr mit Einschränkungn konfrontiert sind. Besser ist, darüber nachzudenken, wozu wir noch fähig sind und was wir noch auf den Weg bringen können. Ich werde als Coach arbeiten, solange ich gefragt bin. Mein Vorbild ist Margarete Mitscherlich, die sagte, dass sie als Therapeutin tätig sein will, so lange ich Knie sie nach oben in den Beratungsraum tragen. Mein Wissen als Sachbuchautorin weitergeben kann ich solange ich klar im Kopf bin. Im kreativen Bereich, im Malen, Zeichnen, im Weben und Sticken kann ich dazu lernen und mich weiterentwickeln, solange es Spaß macht. Das Leben kann bunt sein, auch im höheren Alter. Vorausgesetzt, ich bin bereit dazu.
Wir legen uns mit den eigenen Vorurteilen über das Altern selbst Beschränkungen auf, wie Studien jetzt belegen und im neuen Heft von Psychologie Heute zitiert wird. “…Sinnvoller scheint es zu sein, sich Vorbilder für das Altern zu suchen, die Lust auf diesen Lebensabschnitt machen…Gerade die Generation der Babyboomer, der heute um die 60jährigen, könnte hier Vorreiter für einen neuen Umgang mit dem Älterwerden sein: Die eigenen Stärken erkennen, selbstbewusst nach außen tragen und das verbliebene Können zum Wohle der Gemeinschaft einsetzen:”
Foto: Pixabay Pasia1000