von Ursula Kraemer | Jan. 31, 2021 | Lebensgestaltung, Ruhestand
Dein Leben liegt in deiner Hand. Verschwende nicht deine Zeit. Das macht auf Dauer unzufrieden und unglücklich.
Ungenutzte Zeit? In manchen Lebensphasen ist die Gefahr besonders groß, Zeit zu verschwenden. Das macht auf Dauer unzufrieden und unglücklich. Während eines Ruhestandscoachings klagte meine Klientin, dass sie jetzt für alles viel länger braucht als früher. „Der Haushalt zieht sich hin“, sagte sie, „sogar für die morgendliche Toilette stehe ich länger im Bad, obwohl sich an meiner Routine nichts geändert hat. Auch Termine habe ich schon vergessen, ich, die ich im Berufsleben einen durchgetakteten Tag in verantwortungsvoller Stelle meistern musste.“ „In den ersten Wochen, ja Monaten, habe ich den Ruhestand genossen.
Das lange Zeitunglesen nach dem Frühstück, der absichtslose Bummel durch die Fußgängerzone und auch die ausgedehnten Telefonate mit Freundinnen. Doch mehr und mehr spüre ich eine innere Unzufriedenheit: Die Tage zerrinnen. Soll das jetzt immer so weitergehen?“ Nicht nur im Ruhestand, auch in anderen Phasen des Lebens z.B. in längerer Arbeitslosigkeit oder in der Rekonvaleszenz nach überstandener Krankheit breitet sich der Tag oft aus, ohne Plan, ohne Ziel. Wer hier nicht achtsam ist und sich nicht fragt, was er mit seiner Zeit machen will, landet schnell in einem Schlendrian, der sich allmählich verfestigt. Hier einige wichtige Aspekte, die helfen, erst gar nicht in diesen Schlendrian zu verfallen:
Sich eine Struktur geben
Während im normalen Alltag die Erfordernisse in Beruf und Familie den Rahmen vorgeben, ist es unsere Aufgabe, in abweichenden Phasen für eine eigene Struktur zu sorgen. Es geht nicht darum, sich sklavisch an selbst gesetzte Vorgaben zu halten, sondern darum, sich an einem groben Tagesablauf zu orientieren. Reservieren Sie sich bestimmte Zeitfenster für Mahlzeiten, für Kontakte mit anderen, für die Stellensuche, für Sport und Bewegung, für Hobbys. Und notieren Sie sich Ihre festen Termin: den Sprachkurs, den Vereinsabend oder Stammtisch, den Arzt- oder Friseurbesuch.
Ziele finden
Glücklich und zufrieden sind wir, wenn wir uns etwas vorgenommen haben und es erreicht haben. Das gilt auch in diesen besonderen Phasen. Wofür möchten Sie Ihre Tage nutzen? Wer arbeitslos ist, wird sich nicht rund um die Uhr um eine neue Stelle bemühen, es reicht, in ein bis zwei Stunden Stellenangebote zu sichten, Bewerbungen zu schreiben, Kontakt aufzunehmen. Daneben bleibt nicht nur genug Zeit für die Weiterbildung, sondern auch, um sich körperlich fit und leistungsfähig zu halten und sich mit Dingen zu beschäftigen, die seelisch aufbauen und gut tun. Das verhilft Ihnen zu einer positiven Ausstrahlung, was wiederum eine Bewerbung gelingen lässt.
Wer krank war, wird sich in erster Linie um seine Genesung kümmern. Doch auch das wird nicht den ganzen Tag in Anspruch nehmen. Auch hier gilt wie bei der Arbeitslosigkeit sich den Dingen zu widmen, die Freude machen und die trotz aller Einschränkungen möglich sind. Der Ruhestand eröffnet noch einmal ganz neue Möglichkeiten, hat man jetzt doch sehr viel Zeit zur Verfügung. Erinnern Sie sich an das, was Sie immer schon machen wollten oder ausprobieren Neues aus. Lassen Sie sich nicht von Ihrer inneren Stimme abhalten, die Ihnen suggeriert, Sie müssten das, was Sie probieren, für alle Zeit durchhalten. Sie dürfen nachspüren, ob Sie Gefallen daran haben und eine Sache auch wieder beenden, wenn der Spaß nicht kommt oder schon wieder vorbei ist.
Sinn suchen – Nutzen stiften
Unsere Gesellschaft verknüpft den Wert eines Menschen mit seiner Leistung und mit dem, was er verdient. Und so fühlen sich die, nicht zur werktätigen Bevölkerung gehören, schnell wertlos. Doch entfällt in diesen besonderen Phasen noch mehr: Die Anerkennung der Kollegen, das Gefühl, gebraucht zu werden, die Herausforderung, eine Aufgabe zu meistern. Es ist also deshalb an uns, den Sinn des eigenen Lebens selbst zu definieren. Dieser ist eng mit den persönlichen Werten verknüpft. Wem die Natur wichtig ist, wird sich in diesem Bereich engagieren wollen, wer die Familie an die erste Stelle setzt, will viel Zeit mit dieser verbringen. Gutes tun ist möglich in einem Ehrenamt.
Wer sein Wissen weitergeben möchte, findet dankbare Abnehmer. Eine Entscheidung ist immer möglich, auch mit kleinem Budget und körperlichen Einschränkungen. Die Frage muss deshalb lauten: „Was geht trotzdem?“ Und keine Feststellung „Das geht nicht.“ Wenn Sie alleine nicht weiterkommen oder einen Blick von außen brauchen, dann kann Ihnen ein Coaching helfen. (Dieser Link gilt nicht nur für ein Ruhestandscoaching, sondern auch für andere Themen)
Neues lernen
Zeit können Sie auch nutzen, indem Sie sich ein neues Wissensgebiet aneignen. Damit meine ich nicht nur den Sprachkurs, obwohl dieser den Geist auch trainiert und das Können im nächsten Urlaub schon angewendet werden kann. Bummeln Sie in einer Buchhandlung an Regalen vorbei, die Sie bisher wenig beachtet haben. Welches Thema springt Sie an? Sammeln Sie Material dazu und tauchen Sie (zumindest für eine Weile) ein. Ich erinnere mich an ein Seminar, in dem meine Teilnehmerinnen sagten, sie interessierten sich nicht für Politik. Sie bekamen die Aufgabe, in den nächsten zwei Wochen zu einem vorgegebenen Thema alles zusammenzutragen und zu lesen, was sie finden konnten. Und danach? Sie interessierten sich für Politik!
Mein Tipp zum Schluss
Fragen Sie sich am Abend, bevor Sie schlafen gehen, was Sie am nächsten Tag tun wollen und schreiben Sie sich das auf: die festen Termine, den Spaziergang, den Besuch in der Bücherei, das Buch, in dem Sie weiterlesen wollen, das Telefonat, das Ihren Tag versüßt. So starten Sie schwungvoll und tatendurstig in den Tag und haben nie mehr das Gefühl, Sie hätten Ihre Zeit nicht genutzt.
Noch mehr Ideen: Freude ins Leben holen
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von Ursula Kraemer | Jan. 28, 2021 | Lebensgestaltung
Dem Altern ein Schnippchen schlagen. Geschenkt werden uns diese fitten Jahre allerdings nur mit einer bewussten Lebensführung.
Vor noch nicht allzu langer Zeit wurde das Altern als eine Zeit beschrieben, in der die geistigen und körperlichen Kräfte kontinuierlich schwinden. Würde man den Medien glauben, so bestünde die Aussicht der heute über 70jährigen vor allem darin, in wenigen Jahren dement in einem Altersheim zu sitzen. Doch die Statistik und die neuen Erkenntnisse der Wissenschaft sprechen eine andere Sprache.
Geschenkt werden uns diese fitten Jahre allerdings nicht: Eine bewusste Lebensführung, die Bereitschaft etwas für Körper, Geist und Seele zu tun und eine anderes Bild vom persönlichen Altern in sich zu tragen sind wesentliche Voraussetzungen dafür. Lesen Sie, wie Sie dem Altern ein Schnippchen schlagen.
Immer mehr Menschen bleiben auch in höherem Alter fit
Obwohl Lebenserwartung und körperlicher Zustand auch von unseren Erbanlagen beeinflusst werden, können wir durch eine vernünftige Lebensweise viel dazu beitragen, dass wir im Alter gesund und leistungsfähig sind. Während die Lebenserwartung steigt, ist die Zeit, in der man schwächer und hinfällig wird, meist nur auf die letzten 12 bis 15 Monate beschränkt. Das bedeutet, dass wir uns sehr lange, oft weit über den 80. Geburtstag hinaus, unseres Lebens freuen können. Schon diese Erkenntnis, die Bereitschaft, sich darauf einzustellen und damit verbunden ein Loslassen „falscher“ Erwartungen tragen dazu bei, dass Sie sich besser fühlen. Das heißt auch, auf das zu schauen, was „noch“ geht anstatt mögliche Einschränkungen ständig in den Vordergrund zu rücken.
Die Gehirnleistung lässt im Alter nicht automatisch nach
Das Gehirn arbeitet im Alter etwas langsamer, Lernvorgänge dauern länger. Wir haben mehr Schwierigkeiten, uns auf neue Situationen einzustellen. Dem leisten wir allerdings noch Vorschub, wenn wir uns nur noch in den gewohnten Bahnen bewegen. Das Gehirn will gefordert werden. Die beste Altersprophylaxe ist die Beschäftigung mit neuen Ideen. Je aufgeschlossener wir sind, je intensiver wir und mit neuen Wissensgebieten und anderen Interessen befassen, desto größer ist die Chance, jung zu bleiben und auch jung zu wirken. Denn auch wenn Gehirnzellen zu einem – geringen – Teil absterben und damit zahlenmäßig weniger werden, sind die übrigen doch in der Lage, neue Verbindungswege herzustellen und so den Verlust weitgehend auszugleichen.
Viele der sogenannten Alterskrankheiten sind keineswegs schicksalhaft
Osteoporose, Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Arthrose – um nur einige zu nennen, sind vermeidbar. Vorausgesetzt, man behandelt die entsprechenden Risikofaktoren rechtzeitig, also schon ab dem 40. oder 50. Lebensjahr. Oft genügt schon eine einfache Veränderung des Ess – und Bewegungsverhaltens.Zu hoher Blutdruck ist eine der sichersten Alterungsursachen
Im Abstand von wenigen Jahren hat die Wissenschaft die wünschenswerten Blutdruckwerte immer weiter nach unten korrigiert. Bereits ein Druck von 130/80 gilt inzwischen als grenzwertig und die Betroffenen sogar als ‚hochdruckgefährdet’. Wer höhere Werte hat, sollte alles dafür tun, um wenigstens diese Grenze zu erreichen. Die Gesundheit der Arterien und damit die Blutversorgung des Körpers hängen weitgehend von einem niedrigen Blutdruck ab. Lassen Sie deshalb Ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren.
Ernährung spielt eine überragende Rolle für Gesundheit und Wohlbefinden
Mit unseren Essgewohnheiten können wir der Alterung der Zellen vorbeugen: viel Gemüse, Salat, Obst, viel Fisch, vor allem Meeresfisch, mit Olivenöl und Vollkornprodukte gehören auf den Speisezettel. Auf Nahrungsmittel, die reich an Cholesterin sind, wie fettes Fleisch, Wurst, fetten Käse, Sahne und Butter sollten wir hingegen weitgehend verzichten. Besonders ungesund sind Industrienahrung, Soft-Drinks und Limonaden. Selbst zu kochen und die Mahlzeit in ansprechendem Rahmen einzunehmen ist nicht nur Nahrung für den Körper, sondern auch für die Seele. Essen mit allen Sinnen ein Fest.Je mehr Bewegung, desto besser
Die Sportarten, an denen wir Spaß haben, mögen sich im Laufe des Lebens ändern, doch die Bereitschaft, sich mindestens vier Stunden pro Woche zu bewegen sollte bleiben. Das Minimalprogramm ist ein täglicher Spaziergang von zwei bis drei Kilometern. Egal, in welchem Tempo.
Sexualität im Alter ist nicht nur möglich, sondern auch erwünscht
Sexualität gehört zu uns – von der Wiege bis zur Bahre. Sie kann sich in jeder Lebensphase verändern, mit unseren Lebensumständen, mit unseren Partnerinnen und Partnern. Und natürlich auch mit zunehmendem Alter. Auf manche dieser Veränderungen haben wir kaum Einfluss. Doch darauf, wie wir mit den Veränderungen umgehen, schon. Denn wie sich unsere Sexualität entwickelt und wie wir sie leben, hängt auch von unserer Einstellung ab. Körperliche Berührung und Zärtlichkeit zumindest ist in jedem Alter möglich.
Soziale Kontakte und ein großer Freundeskreis wirken lebensverlängernd
Soziale Kontakte erhöhen die Lebensqualität ganz enorm. Die geistigen Anregungen, die durch ein Netz von Sozialkontakten entstehen, kann kein anderes Medium ersetzen. Wer sich nicht persönlich treffen kann, sollte regelmäßige Telefongespräche vereinbaren und auch wirklich einhalten. Denn Einsamkeit bedeutet rascheres Altern und fördert die Depression. Wir wollten aber nicht darauf warten, bis jemand an der Tür klingelt, sondern aktiv an auf andere zugehen.
Kontakte können wir nicht nur im privaten Rahmen knüpfen, sondern auch, indem wir unser Wissen, unsere Erfahrungen anderen zur Verfügung stellen: in entsprechenden Netzwerken, in Vereinen und örtlichen Bürgergruppen. Das Gefühl, dazuzugehören, gebraucht zu werden, ist Balsam für das Selbstwertgefühl.
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von Ursula Kraemer | Okt. 21, 2011 | Lebensgestaltung
Für die einen ist die Lebensphase nach 50 geprägt vom Gedanken, in Zukunft weniger zu arbeiten und das Leben zu genießen, die anderen wenden sich neuen Projekten zu und sind mit Elan bei der Sache. Und wieder andere spüren ein Nachlassen der Kraft, brauchen Zeiten der Ruhe und sind besorgt, wie es weitergeht. Je nachdem, wo wir stehen, löst der Satzanfang: „Älter werden ist wie… “ andere Assoziationen aus.
Die Teilnehmerinnen meines neuen Seminars „Frauen 55plus – mitten im Leben“ haben folgende Ideen zusammengetragen:
Älter werden ist wie…
ein Rosenstock,
der nach dem Frost
zwar keine Blätter mehr hat,
aber noch ein paar
ganz besonders schöne Blüten.
Älter werden ist wie…
eine vielseitige Reise.
Butter bei die Fische.
Älter werden ist wie…
schwimmend den Atlantik zu überqueren.
einen Sonntag im Herbst genießen
und reife Früchte vom Baum pflücken.
durch Erfahrung reicher werden.
Älter werden ist wie…
reife Trauben am Weinstock.
das Einbringen der Heuernte.
die Ernte der Früchte.
spontan verreisen.
aufatmen.
um Rat gefragt werden.
Älter werden ist wie…
ein Schaumbad:
manche Seifenblase zerplatzt,
ein wohliges Gefühl breitet sich aus,
viele Anspannungen lösen sich.
Älter werden ist wie…
ein Neustart.
ganz natürlich.
sich nochmals entdecken.
mehr haben.
weitergeben wollen.
toleranter, reifer, liebevoller und manchmal auch kindischer sein.
Älter werden ist wie…
mehr Leben.
eine spannende Reise.
ein Abenteuer.
ein Blick aus dem Fenster ins Abendrot.
Abschied in Raten.
langsam sterben.
Älter werden ist wie…
Wie würden SIE diesen Satz vollenden?
Wer sich noch nicht richtig in diese Lebensphase einfühlen kann, dem sei folgender Artikel empfohlen: Erfüllter Ruhestand