Ganz gleich, ob du ein Konzept entwickeln, ein Problem lösen, eine Entscheidung treffen oder dich kreativ ausleben möchtest: Du brauchst Inspiration und Ideen. Manches Mal fliegen uns Ideen ungefragt einfach zu. Das ist super. Halt sie fest, schreib‘ sie auf, denn die meisten Impulse kommen nur einmal vorbei. Doch in dem Moment, wenn wir dringend eine Idee brauchen, lässt uns die Inspiration im Stich. Deshalb möchte ich dir hier mögliche Quellen der Inspiration vorstellen.
Die Grundlage
Bücher, Videos, Gespräche mit anderen können uns neue Sichtweisen vermitteln und wir erfahren, welche Wege, anderen weitergeholfen haben. Wir lernen dazu und können deren Anstöße zum Samen eigenen Tuns werden lassen.
Für mich waren die Bücher von Julia Cameron eine wahre Fundgrube. Sie hat mir nicht nur die Augen geöffnet, das eigene Leben zu gestalten, sie war für mich auch die Geburtshelferin eigenen Schreibens. Ihre Bücher sind seit mehr als 25 Jahren auf dem Markt und begeistern noch immer Millionen Leser.
Mit ihrem Buch „Es ist nie zu spät neu anzufangen. Der Weg des Künstlers an 60“ will sie Menschen in diesem Alter anregen und begleiten, den kommenden Lebensabschnitt erfüllend zu gestalten, also zum Lebenskünstler zu werden.
Die innere Quelle der Inspiration
Wir tragen schon so viel in uns, doch oft wird das durch die Menge an Außenreizen verdeckt. Die Morgenseiten, wie Julia Cameron sie beschreibt, helfen uns, dieses Potenzial wieder hervorzuholen, unsere innere Quelle zu nutzen. Ich selbst wende diese Methode an, auch etliche meiner Coachingklienten ziehen großen Nutzen daraus.
Morgenseiten
Morgenseiten heißen Morgenseiten, weil sie gleich morgens nach dem Aufwachen, wenn also unser Geist noch nicht so aktiv ist, geschrieben werden. Es geht darum, ganz spontan, ohne Anspruch Originalität, Rechtschreibung oder Grammatik zu notieren, was „geschrieben werden will.“ Wenn du ins Stocken kommst, kann da auch stehen: „Ich höre die Müllabfuhr draußen“ …oder „Meine Nase juckt”… oder „Blöde Übung, warum mache ich die bloß?“ Schreib dennoch weiter. Denn unerwartet werden Impulse aufpoppen, die es wert sind, festgehalten zu werden. Schreib, bis drei Seiten gefüllt sind. Es ist oft gar nicht nötig, diese noch einmal zu lesen. Du hast etwas aufs Papier gebracht, was in dir arbeiten und dich weiterbringen wird.
Das Gehen als Inspiration
Der Spaziergang gehört nicht nur für Julia Cameron zu einer Quelle der Inspiration, er wird auch als Achtsamkeitsübung geschätzt und vermittelt. Geh täglich raus und wenn es nur eine halbe Stunde ist. Geh alleine, denn nur dann wirst du dein Umfeld, die Natur mit allen Sinnen aufnehmen können: Die Sonne auf der Haut, den Wind, das Gezwitscher der Vögel. Atme ein: Was riechst du? Fühle ein Blatt, eine Rinde. Beobachte mit wachen Augen deine Umgebung. Wahrscheinlich nimmst du erstaunt Dinge wahr, die dir noch nie aufgefallen sind, die aber schon immer da waren.
Eine andere Version des Spaziergangs ist die Ideensuche beim Gehen. Nimm eine Frage mit und lass dich überraschen, was dir unterwegs so einfällt. Bewegung bringt deinen Geist in Fluss, nicht das Sitzen am Schreibtisch. Wichtiger Tipp: Notiere deine Einfälle unterwegs oder sprich sie aufs Handy. Sie könnten sich sonst verflüchtigen, bevor du zu Hauseangekommen bist.
Andere Menschen als Inspiration
Die dritte Quelle, die Julia Cameron vorschlägt, nennt sie „Den inneren Künstler ausführen“. Natürlich tragen wir, wie oben beschrieben, eine Fülle an Wissen und Erfahrung in uns. Doch um wirklich kreativ zu sein, braucht unser Geist neues Futter, Anregungen von außen, die wir dann mit unserem eigenen Potenzial zu Neuem verbinden können.
Den inneren Künstler ausführen meint, an Orte zu gehen, an denen wir noch nie waren, mit Menschen zu sprechen, die wir nicht kennen, uns mit Themen beschäftigen, die ganz außerhalb unserer bisherigen Interessen liegen.
Wohin gehst du?
Geh in ein Geschäft mit Orientteppichen, allerdings nicht um einen zu kaufen. Sprich mit dem Verkäufer: Wo kommen die Teppiche her? Wir werden sie hergestellt? Was bedeuten die Muster? Wie wird die Wolle gefärbt? Stell deine Fragen und sauge dieses neue Wissen auf. Du könntest auch mit einer Verkäuferin am Markstand sprechen. Sie fragen, welche Sorten sie verkauft, ob Kunden immer wieder neu wollen, auf was man beim Verarbeiten und Lagern achten sollte. Dir fällt bestimmt noch mehr ein.
Mein innerer Künstler will immer wieder etwas Neues ausprobieren. So habe ich mich vor Jahren entschieden, einmal (:-)) einem Volleyballspiel unserer hiesigen Mannschaft zuzuschauen. Das hat mir so großen Spaß gemacht, dass ich zum begeisterten Fan wurde.
Wenn du nicht alle Quellen nutzen und anzapfen willst, weil du denkst, dein Tag ist zu voll, dann wähle wenigstens eine aus. Und fang an. Du wirst es nicht bereuen.
Literaturtipps:
Julia Cameron, Es ist nie zu spät neu anzufangen. Der Weg des Künstlers an 60
Dich interessiert mein Lebensweg? Du erfährst, wie erfüllend ich mein Leben mit den drei Kindern empfand und dennoch dann den Sprung ins die Selbständigkeit wagte und wie die Menge an Aufgaben meine Kreativität fast zum Versiegen brachte. Möglicherweise findest du in diesem Buch auch Inspiration für dich:
Ursula Kraemer, Nimm dein Leben in die Hand
Foto oben: Erich Westendarp, Pixabay