Auch aus kleinen Schritten können große Projekte werden. Schicken Sie Ihren inneren Kritiker erst einmal in die Wüste.
Sie wollen ein Buch schreiben? Oder träumen Sie davon, als Musiker auf der Bühne zu stehen oder Ihre Bilder in einer Ausstellung zu zeigen? Warum bleibt es so oft bei solchen Träumen? Vermutlich, weil der Schritt zu groß ist. Große Schritte erfordern nicht nur Mut, wir messen unser Tun auch ständig an den möglichen Reaktionen von anderen. Das bremst aus.
Selbst die größten Projekte entstehen in kleinen Schritten im stillen Kämmerlein. Erlauben Sie sich kreativ zu sein, doch schicken Sie Ihren inneren Kritiker, die Selbstzweifel in die Wüste. Die Zeit, mit Ihren Ideen nach außen zu gehen, wird kommen. Doch sie sollte nicht von Anfang an das Ziel sein.
Ein Buch schreiben
Eines Tages hatte ich Lust, meinen beruflichen Weg aufzuschreiben. Welche Stationen bin ich gegangen, welche Entscheidungen habe ich getroffen, wie schaffte ich die Vereinbarkeit von Selbständigkeit, Haushalt und Sorge für die Kindern? Aber natürlich auch, wo lief etwas schief? Wo würde ich heute anders entscheiden? Die Texte schrieb ich einfach nur für mich. Ich wollte mich erinnern. Nie hatte ich die Vorstellung, irgendjemand würde sie lesen. Aber als alles auf dem Papier stand, keimte doch der Wunsch auf, es meinen Kindern zu lesen zu geben. Irgendwann zeigte ich den Text einer Freundin, die mich ermunterte, es zu veröffentlichen.
Viele Frauen würden sich dafür interessieren, meinte sie, die Themen, zu denen ich Seminare und Workshops hielt, seien auch heute noch aktuell. Der Schritt, das Buch nun tatsächlich „richtig“ zu veröffentlichen, erforderte nun keinen Mut mehr. Ich hatte Schritt für Schritt gemacht. Wenn ich mir aber von Anfang an vorgenommen hätte, meine berufliche Lebensgeschichte mit dem Titel Nimm dein Leben in die Hand zu veröffentlichen, hätte der innere Kritiker immer auf meiner Schulter gesessen, ich hätte hin und hier überlegt und das Projekt vielleicht sogar ganz fallengelassen.
Ein Hobby dehnt sich aus
Schon immer habe ich gerne gezeichnet und gemalt. Mal mehr, mal weniger, je nachdem, wie es meine Zeit zuließ. Einen richtigen Schub bekam dieses Hobby, nachdem ich mir einen festen Platz dafür eingerichtet hatte. Hier konnte ich sofort beginnen, denn die Malutensilien lagen griffbereit, die richtige Stimmung ließ nicht lange auf sich warten. Über ein Webinar fand ich zum Sketchen: Kleine Bilder, lustige Zeichnungen, auf das Wesentliche reduziert. Es machte unglaublich Spaß.
Ich nahm mir vor, jeden Tag eine Doppelseite im Skizzenbuch zu gestalten. Das regelmäßige Tun war die beste Entscheidung, denn so blieb ich dran und mein Können wuchs. Beim Betrachten der Bilder kam mir die Idee, meine Enkel damit zu beschenken. Es begann das gleiche Spiel wie bei meinem ersten Buch. Denn danach zeigte ich es einigen Freundinnen, die sofort ein Exemplar haben wollten. Also ließ ich Das Alphabet in Bildern drucken und heute ist es überall erhältlich. Und nicht nur das: Es gibt bereits eine zweite Variation des Alphabets.
Um im täglichen Rhythmus zu bleiben, habe ich begonnen, Tiere zu zeichnen, meinen „Zoo“ sozusagen. Noch ist es wieder nur für mich. Was daraus wird, wird sich zeigen.Ich kann mir aber vorstellen, dass meine Enkel daran Freude haben.
Dann kam mir noch die Idee, Tiere zu zeichnen, bei denen irgendetwas nicht stimmt. Bilder, bei denen Hasen Stoßzähne haben oder Katzen Giraffenhälse. Bilder, ein Lächeln aufs Gesicht zaubern.
Eins habe ich bei meinem Tun gespürt: Ist die Kreativität erst einmal losgelassen, sprudeln immer wieder neue Ideen.
Der leichtere Weg
Machen Sie es anfangs nur für sich. Vertreiben Sie vorerst den Gedanken, was andere davon wohl halten würden. So bremsen Sie Ihr kreatives Schaffen nicht aus, Sie machen sich an die Umsetzung und prüfen erst, wenn Sie fertig sind, was Sie damit machen wollen. Viel Erfolg!
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Foto 1: lindsay-henwood @unplush Fotos 2 und 3 Blogautorin Ursula Kraemer